Durch
den Abend führte Matthias Schlitt, der auch gleich das erste Musikstück ankündigte:
mit dem Konzertmarsch „Spitfire“ eröffneten die Nachwuchsmusiker des
Altenburger Blasorchesters das Programm. Die jungen Musikerinnen und Musiker
werden von Sabine Nau im Ausbildungsorchester ausgebildet und häufig steigen
aus diesen Reihen Musiker in das „große“ Blasorchester um. Mit der Auswahl
der Stücke für die Jugendlichen bewies die Orchesterleiterin, dass es durchaus
konzertante Literatur gibt, die auch dem Nachwuchs gefällt: „The lion sleeps
tonight“ und „Can you feel the love tonight“, beides Stücke aus dem
erfolgreichen Film und Musical „König der Löwen“, die schon Millionen von
Zuhörern verzaubert haben. Mit den nächsten beiden Stücken „Little stars“
und „Swing is in the air“ verabschiedeten sich dann auch die jungen Musiker
vom Publikum.
Nach
einer kurzen Umbauphase begann die Show im wahrsten Sinne des Wortes mit einem
Stück, an das sich alle Zuhörer über vierzig Jahre noch gut erinnern können:
„Musik ist Trumpf“, die schmissige Titelmelodie zu der damaligen großen,
gleichnamigen Fernsehshow. Mit „Adventure“ konnte Matthias Schlitt ein
furioses Stück eines noch jungen Komponisten ankündigen. Und genauso wie er es
vorher gesagt hatte, ließ das Orchester Bilder von verwegenen Helden in den Köpfen
der Zuhörer entstehen. Spannung und Aufbruch verhieß der fulminante Anfang,
das Gefühl, dass alles möglich sei. Dann ein waghalsiger musikalischer Ritt,
eine Verfolgungsjagd vielleicht, gefolgt von einer getragenen Ruhepause. Diese
Phasen ermöglichten dem Orchester flotte Tempiwechsel, die die Musiker mit
Bravour meisterten.
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Musiker vereinte das Blasorchester in der gemeinsamen Schnittmenge der Musik,
stellte der Moderator das 1994 gegründete Orchester kurz vor. Dabei sei ein
Viertel der Musiker unter 18 Jahre alt, was ihn ganz besonders freute. Mit
„Sweet Caroline“ von Neil Diamond folgte nun ein Stück, das die meisten Zuhörer
kannten, ein Ohrwurm seit Jahrzehnten, den sie voller Spielfreude serviert
bekamen. Auch eine Polka dürfe im Repertoire eines Blasorchesters nicht fehlen,
fand Matthias Schlitt, und präsentierte mit seinen Musikerkollegen eine
„Rock-Polka“, in deren Trio sich der Rhythmus ändert und den vertrauten
Polkalauf verlässt, ohne dass sich der eigentliche Polkacharakter ändert. Was
sich kompliziert anhört, klang gar nicht so, sondern wurde von dem
Blasorchester Altenburg in der bekannten hohen Qualität und Freude an der Musik
dargeboten. Die folgende „Romanze“ von Frédéric Chopin, arrangiert für
Blasorchester, nahm die Zuhörer mit auf eine ruhige, aber anspruchsvolle
musikalische Reise und setzte einen entspannten Kontrapunkt in dem zuvor sehr
schnellen und rhythmischen Programm. Gleichzeitig unterstrich das Altenburger
Blasorchester damit die Vielfalt von Blasmusik, die viel mehr kann, als man
traditionell vielleicht annimmt. Die Ruhe verflog allerdings direkt mit dem nächsten
Programmpunkt: Mit dem Medley „The best of the Beatles“ holten die
Altenburger alte Bekannte auf die Bühne und brachten Rock und Pop zurück in
das Bürgerhaus.
Mit
viel Sonne starteten die Musiker in die zweite Programmhälfte: „Die Sonne
geht auf“, ein weiterer Beweis dafür, wie modern und jung ein Marsch klingen
kann, und „Viva Brasil“, ein musikalischer Ausflug in ein Land, in dem
aktuell 32 Grad herrschen und von dessen überschäumendem Lebensgefühl die
Altenburger im Percussion-dominierten Mamborhythmus ein Stück nach Romrod
brachten. Es folgte mit der „Liverpool Sound Collection“ ein interessantes
Medley dreier Stücke, deren Wege sich alle einmal in Liverpool gekreuzt hatten:
„The house of the rising sun“, „World without love“ und „Please
don’t let me be misunderstood“ – drei ganz unterschiedliche Werke, deren
verschiedene Tempi und Genres höchste Anforderungen an die musikalische Kunst
des Orchesters stellten. Rock-klassisch ging es weiter mit dem Beatles-Stück
„Hey Jude“, gefolgt von einem Ausflug in die 50-er Jahre mit einem Medley
aus dem Erfolgsfilm „Grease“. Ein Medley ganz anderer Art führte die
Musiker schließlich nach Frankreich: „Überall blühen Rosen“ – dahinter
verbargen sich Chansons von Gilbert Bécaud, Edith Piaf und Marguerite Monnot.
Dieses Stück bot allen Registern die Möglichkeit, ihr Können eindrucksvoll zu
präsentieren: Dramatik und Melancholie, Swing, Jazz und dazwischen ein Hauch
Pariser Leichtigkeit – gern gehörte Melodien, verpackt in großartige Musik
auf der Romröder Bühne. Dem Ende zu ging es schließlich mit dem bekannten Stück
„I will follow him“ aus dem gefeierten Musical „Sister Act“. Die
Altenburger Musiker beherrschten hier sowohl das einfühlsame Entrée als auch
den rasanten Hauptteil, bei dem das Publikum den Chor der Nonnen vor seinem
geistigen Auge swingen sah. Mit einer kleinen Hymne an sich selbst beendete das
Blasorchester Altenburg seinen diesjährigen musikalischen Abend. „Wir
Musikanten“, eine böhmische Polka neueren Datums, erschienen mit folgenden
Text: „Wir Musikanten, vereint durch Spiel und Gesang, sind befreundet ein
Leben lang. Uns Musikanten ist Harmonie im Blut. Musik, die tut uns echt gut!“
Mit ihrer Begeisterung für die Musik hatten die Altenburger ihr Publikum an
diesem Abend angesteckt, so war es kein Wunder, dass die Gäste ihre Musikanten
nicht ohne Zugabe gehen ließen. Da gab es ein Wiederhören von Walzer und
Operette mit dem „Hofkonzert mit Strauß“ und schließlich erklang auch noch
die heimliche Hymne der Luftwaffe und – so darf man als aufmerksame
Verfolgerin der Konzerte des Blasorchesters Altenburg vermuten – auch des
Orchesters selbst: mit dem fulminant gespielten Fliegermarsch verabschiedeten
sich die Musiker, belohnt vom anhaltenden Applaus ihrer Gäste.
Erneut haben die Musiker ihre Vielseitigkeit und musikalischen Möglichkeiten unter Beweis gestellt. Sicherlich auch ein Verdienst der Dirigentin Sabine Nau, die das Konzertprogramm sorgfältig vorbereitete und durch ein exaktes Dirigat „ihre“ Musiker fest im Griff hatte, so dass schwierige Passagen und Einsätze problemlos gemeistert werden konnten.
Text: Traudi Schlitt / Sabine Nau